Türkei-Update 02.12.16

7. Festnahme von DBP-Ko-Bürgermeister in Halfeti
Heute früh wurde der Ko-Bürgermeister von Halfeti, Mustafa Bayram, festgenommen. Der DBP-Stadtvorsteher wird nun aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls von einem Statthalter ersetzt werden. (Quelle)cyp5nbdxeaaqhhj-jpg-large6. Die Gülen-Hexenjagd geht tagtäglich weiter
Auch wenn es jenseits der öffentlichen Aufmerksamkeit geschieht: Die tagtäglichen Inhaftierungen und Absetzungen von echten oder vermeintlichen Gülen-Anhängern gehen ununterbrochen weiter. Die Seite Turkey Purge berichtet auf Englisch sehr gut über diese Festnahmen und alle Dinge, die mit dem Putschversuch zu tun haben. Mittlerweile werden auch ehemalige Fußballprofis verfolgt. ?smail Demiriz, Arif Erdem und U?ur Tütüneker, alle drei früher bei Galatasaray, sollen laut Staatsanwaltschaft zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt werden, wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Sekte. (Quelle)

5. „Sie sollen mich aufhängen, hauptsache Frieden“
Der linke CHP-Abgeordnete Eren Erdem, der selber massiven Angriffen der AKP/MHP und ihrer Schlägermobs ausgesetzt ist, hat einige inhaftierte HDP-Politiker im Gefängnis besucht. Unter anderem war er auch bei dem großen alten Mann der kurdischen Politik, Ahmet Türk, der als Oberbürgermeister von Mardin vorletzte Woche inhaftiert wurde. Türk äußerte sich mit folgenden beeindruckenden Worten zur aktuellen Situation:
„Hauptsache es kommt Frieden, wenn sie wollen, sollen sie mich auf dem Taksim-Platz aufhängen, ich wäre bereit meine Einwilligung dazu zu geben. Hauptsache das Blutvergießen, das Sterben von Kindern wird beendet. Ich bin zu allem bereit.“ (Quelle)

4. Neue Aussagen von Demirtas
Der inhaftierte HDP-Ko-Vorsitzende und Parlamentsabgeordnete Selahattin Demirtas hat sich erneut aus dem Gefängnis zu Wort gemeldet. Hier die unkommentierte Übersetzung davon:
„Wir haben bereits 15 Tage vor unseren Inhaftierungen Nachricht davon erhalten. Ich hätte ohne Probleme in einem anderen Land sein können. Aber anstatt in einem anderen Land in Freiheit zu leben, bevorzuge ich in meinem eigenen Land im Gefängnis zu sein.“ (Quelle)

3. Umweltzerstörung und neoliberale Stadtpolitik der AKP
Wer die Zerstörung der Umwelt nach 15 Jahren ungebremsten Kapitalismus mit neoliberalem Anstrich in der Türkei mit bloßen Augen sehen will, dem empfehle ich die Google Maps-Timelapsaufnahme, die ihr unter diesem Link findet. Zu sehen ist eine vergleichende Luftaufnahme von Istanbul im Jahr 2001 und im Jahr 2016. Es ist deutlich erkennbar, wie der Waldbereich um Istanbul herum, die Lunge der Stadt, immer weiter abnimmt und großen Bauflächen weichen muss.
google

2. Hausarrest für kurdische Frauenaktivistin
Sara Akta?, kurdische Politikerin, die im Vorstand des kürzlich verbotenen „Kongress der Freien Frauen“ (KJA) aktiv war, wurde vor vier Tagen von der Polizei am Istanbuler Sabiha Gökcen-Flughafen mit dem üblichen Vorwurf „Mitglied und Anführerin einer bewaffneten terroristischen Organisaton“ zu sein, festgenommen. Die AKP-Medien, die mittlerweile mehr als 90% der kompletten Medienlandschaft ausmachen, brachen in Freudentaumel aus. Die Überschriften der Zeitungen überboten sich in ihrer Hetze gegen die Frau. Der Tenor: Die Türkei-Verantwortliche der PKK sei nun dingfest gemacht, damit hätte die „Terrororganisation“ einen herben Schlag erlitten (Belege zu den jeweiligen Schlagzeilen findet ihr hier). Das sie eine zivile Aktivistin ist, die bereits mehr als 20 Jahre ihres Lebens hinter Gittern verbracht hat, wollten die Medien nicht wahrnehmen. Nach vier Tagen Haft wurde sie nun gestern dem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete ihre Freilassung an. Bis zu ihrem Prozess steht sie aber unter Hausarrest. Was werden die Zeitungen jetzt dazu schreiben? (Quelle) cymji3sxcaqumqu1. Journalist in Südkurdistan ermordet
Ausnahmsweise eine Nachricht aus Südkurdistan. Der KNN TV-Journalist ?ükri Amedi, der seit 4 Tagen vermisst wurde, ist heute in Amediye tot aufgefunden worden. KNN TV ist ein Fernsehsender, der der Gorran-Bewegung nahesteht. Diese befindet sich in starker Opposition zur Kurdistan Democratic Party, KDP, deren Vorsitzender Barzani derzeit auch der Autonomen Region Kurdistan vorsteht, auch wenn seine Amtszeit seit mehr als einem Jahr ausglaufen ist.
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Morden an kritischen kurdischen Journalisten. Vor drei Monaten wurde der Journalist Wedat Hüseyin zu Tode gefoltert und am Straßenrand bei Duhok abgelegt. (Quelle)cynunqtxgaazmmo