Im August 2022 wird ein Sammelband unter dem Titel „Frenemies – Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen“ im Verbrecher Verlag erscheinen. Herausgegeben von Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank), Saba-Nur Cheema (Bildungsstätte Anne Frank) und Sina Arnold (Zentrum für Antisemitismusforschung). Der Band versammelt kurze Texte u.a. zu Fragen wie „Was unterscheidet Antisemitismus und Rassismus? Gibt es Verbindungen zwischen Nationalsozialismus und Kolonialismus? (…) Sind Juden und Jüdinnen »weiß«? Wie werden diese Debatten in anderen Ländern geführt?“ (Zitat aus der Buchankündigung). Neben etwa 65 anderen Autor*innen wurde auch ich gebeten einen Beitrag zur Frage von BDS und Antisemitismus zu verfassen. Da ich die Befürchtung hatte, dass palästinensische Perspektiven in dem Band zu kurz kommen könnten, erklärte ich mich bereit diesen Beitrag nur zusammen mit dem palästinensischen Aktivisten Ramsis Kilani zu schreiben. Dies wurde akzeptiert und für gut befunden.
Unser zweiseitiger Text trägt die Überschrift: „Die anwesenden Abwesenden der deutschen Israel-Debatte“ und geht darauf ein, wem es nützt, die Menschenrechtskampagne BDS als antisemitisch zu brandmarken und wie palästinensische Perspektiven aus der öffentlichen Debatte in Deutschland permanent ausgeschlossen werden (Saba-Nur Cheema hatte im Februar zu letzterem einen ähnlichen Gedanken in der Frankfurter Rundschau formuliert). Obwohl unser Text bereits im Mai 2021 von den Herausgeber*innen (und später dem Verlag) abgenommen und für passend befunden wurde, wird er nicht im Sammelband erscheinen. Einzelne Personen die ebenfalls in dem Sammelband veröffentlichen, haben gedroht ihre Texte zurückzuziehen, sollte ein Beitrag mit unseren Namen darin erscheinen. Es geht dabei nicht um den konkreten Inhalt des Beitrages, der einigen bekannt war. Es geht einzig und allein um die Namen Ramsis Kilani und Kerem Schamberger.
Der Vorschlag, unseren Text vorab an alle Autor*innen zu schicken, wurde leider nicht aufgegriffen.
Die Herausgeber*innen haben dem Druck einzelner antipalästinensischer Autor*innen nachgegeben und unseren Beitrag entfernt. Er wird nun nicht in „Frenemies“ erscheinen. Der Vorgang bestätigt die zentrale These unseres Beitrages, dass palästinensische Perspektiven strukturell aus der öffentlichen deutschen Debatte ausgeschlossen werden bzw. nicht einmal Zugang zu dieser haben. Unter den mehr als 65 anderen Autor*innen eines Sammelbandes, der sich auch mit dem Thema Israel-Palästina beschäftigt, befindet sich nun keine Person mit palästinensischem Hintergrund.
Wir werden versuchen unseren Text an anderer geeigneter Stelle zu veröffentlichen.