Medienrealitäten auf Kurdisch

Workshop „KurdInnen und Öffentlichkeit“ am 20.10.18 am IfKW

“KurdInnen und Öffentlichkeit”: Das gibt es eigentlich gar nicht, jedenfalls in Deutschland nicht und schon gar nicht im akademischen Diskurs. Im Oktober 2018 hat der Lehrbereich Meyen am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung mit dem Netzwerk kurdischer Akademikerinnen einen Tag lang über dieses Thema diskutiert.

Damals schrieb Prof. Michael Meyen: „Michel Foucault hätte sich gefreut über diesen Workshop, obwohl sein Name überhaupt nicht fiel. Um ‚KurdInnen und Öffentlichkeit‘ ging es am 20. Oktober in der LMU – und damit auch um die Frage, wer definieren darf, was ‚real‘ ist und was ‚wahr‘. Kann man Journalistin sein und zugleich Aktivistin oder brauchen wir Medien, die sich für unabhängig halten und die Aktivisten kontrollieren? Und was ist mit der Festung Universität, mit dem Ort, der das produziert, was wir alle dann für ‚Wissen‘ halten?
Axel Gehring, ein Politikwissenschaftler, der in Marburg gerade über den Staatsmythos der türkischen Republik promoviert hat, ist sich sicher: Die akademische Festung muss aufgebohrt werden. Mehr Kurdinnen in die Redaktionen? Sicher, ja. Das könne schon helfen. Mindestens genauso wichtig sei aber die Ebene dahinter – die Ebene der Wissensproduktion, die in der Öffentlichkeit meist unsichtbar bleibe. Die Ebene, von der die Ideen und die Begriffe kommen und auch die Expertinnen, die man dann als Journalistin interviewen darf. So ein Workshop kann da nur ein Anfang sein.“

Und da es nicht nur beim Anfang bleiben sollte, haben wir (Kerem Schamberger & Dastan Jasim als HerausgeberInnen) sechs Beiträge des Workshops in Form eines Readers auf dem Blog des Lehrbereichs veröffentlicht: Mediale Realitäten eines marginalisierten Volkes: KurdInnen und Öffentlichkeit. Dokumentation eines Workshops vom 20. Oktober 2018.

Im Vorwort schreiben wir: „In Zeiten der zunehmenden Kriminalisierung kurdischer Aktivitäten in Deutschland, als Beispiel sei nur die Verfolgung der Symbole der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG/YPJ vor allem in Bayern genannt, ist die akademische Diskussion kurdischer Themen von großer Wichtigkeit. Der beständige Bannstrahl des Terrorvorwurfes wird auch dadurch geschwächt, dass universitäre Einrichtungen sich der Diskussion annehmen und das wachsende Netzwerk kurdischer AkademikerInnen unterstützen – nicht in Form eines sicherheitspolitischen Diskurses im vermeintlichen ‚Kampf gegen den Terror‘, sondern aus einer solidarischen, Grenzen überschreitenden Perspektive. Einer Perspektive, die KurdInnen nicht als anonymisierte Akteure eines Konflikts sieht, sondern deren Subjektivität im Rahmen der Gestaltung von Diskursen und Realitäten anerkennt und würdigt.“

Mehr muss dazu in einem kurzen Blogbeitrag nicht gesagt werden. Die Publikation selbst findet ihr auf dem Blog Medienrealität unter folgendem Link: https://medienblog.hypotheses.org/6242

Wenn ihr daraus zitieren wollt, hier eine empfohlene Zitierweise:
Kerem Schamberger & Dastan Jasim: Mediale Realitäten eines marginalisierten Volkes: KurdInnen und Öffentlichkeit. Dokumentation eines Workshops vom 20. Oktober 2018. Münchener Schriften zur Kommunikationswissenschaft, Nr. 14. In: Michael Meyen (Hrsg.): Medienrealität 2019. https://medienblog.hypotheses.org/6242 (Datum des Zugriffs)